Agrokraft

NaturRaum

BiogasBlühfelder

Landwirtschaft kann Biodiversität. Sie ist ein wesentlicher Ansatz, um Artenschwund und Insektensterben Einhalt zu gebieten und Biodiversität zurück in die Fläche zu bringen.  Deshalb haben wir das Projekt BiogasBlühfelder initiiert und gemeinsam mit unseren Partnern 2017 gestartet. 60 Landwirte haben auf ca. 120 Hektar die mehrjährige Wildpflanzenmischung „Veitshöchheimer Hanfmix“ angebaut, die dann in fünf regionalen Biogasanlagen zur Energiegewinnung genutzt wurde. Der Anbau der Mischung wurde wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Die Biodiversität in den BiogasBlühfeldern stellte sich dabei als absolut einzigartig heraus. Deshalb war es ein wesentliches Ziel, diesen Ansatz in eine dauerhafte und projektunabhängige Förderung zu überführen. Mit der Aufnahme ins Bayerische Kulturlandschaftsprogramm und weitere Ländermaßnahmen ist dies geglückt. 

Der Veitshöchheimer Hanfmix

Der Veitshöchheimer Hanfmix wurde an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim entwickelt mit dem Ziel, eine Mischung zu finden, die beides kann: Biodiversität und Biogas.  Durch die Mischung von Einjährigen, Zweijährigen und mehrjährigen Stauden zeigen die BiogasBlühfelder in jedem Jahr ein anderes Gesicht. Im ersten Jahr dominiert der Hanf, während in späteren Jahren immer mehr Stauden wie der Rainfarn die Oberhand gewinnen. Angelegt ist der Veitshöchheimer Hanfmix für einen Anbauzeitraum von 5-8 Jahren.

Die Aussaat des Veitshöchheimer Hanfmixes erfolgt zwischen April und Mai. Pflanzenschutz ist nicht erforderlich, im ersten Jahr kann ein Schröpfschnitt sinnvoll sein. Eine Düngung ist ab dem 2. Standjahr ratsam. Die Ernte erfolgt im ersten Jahr im September, in den Folgejahren ab etwa Mitte Juli mit dem Feldhäcksler. Der Ertrag liegt etwa halb so hoch wie der Ertrag von Mais.

Beantragung:

  • im ersten Standjahr NC866
  • ab dem 2. Standjahr/bei Herbstaussaat NC 871
  • Im ersten Jahr Anbauanzeige für Hanf an die Bundesanstalt übermitteln
  • in Bayern: 
    über KULAP K52 Wildpflanzenmischungen (450 €/ha einzelflächenbezogen),
    über K32 Vielfältige Fruchtfolge möglich (115 €/ha betriebszweigbezogen)
  •  in Nordrhein-Westfalen:
    über Anbau von mehrjährigen Wildpflanzenmischungen (460 €/ha)
  • in Baden-Württemberg: 
    über E14 (500 €/ha) oder E15 (260 €/ha)
Biogasmischung Veitshöchheimer Hanfmix
K = Kulturart
W = Wildpflanze
Botanischer NameDeutscher Name[%]
 Einjährige  
KAmaranth BärenkrafftAmaranth Bärenkrafft1,50
KAnethum graveolensDill2,00
KCannabis sativa ‚Santhica‘Faserhanf13,00
KCoreopsis tinctoriaFärber-Mädchenauge2,00
KCosmos bipinnatusSchmuckkörbchen1,50
KHelianthus annuus ‚Herbstschönheit‘ mehrköpfigSonnenblume mehrköpfig5,00
KLinum usitatissimumFaser-Lein3,00
KMelilotus albus ‚Adela‘ oder ‚Meba‘Steinklee3,50
KSorghum bicolor ungebeizt!Mohrenhirse8,50
 Zweijährige  
WAnthemis tinctoriaFärber-Kamille1,00
WArctium lappaGroße Klette5,50
WLeonurus japonicusSibirisches Herzgespann1,00
WDipsacus fullonumWilde Karde1,00
WDaucus carotaWilde Möhre1,50
WMelilotus officinalisSteinklee2,50
WOnopordon acanthiumEselsdistel4,50
WOenothera biennisNachtkerze3,00
 Stauden  
KAlcea ficifoliaFeigenblättrige Stockrose4,00
WCentaurea macrocephalaGelbe Riesenflockenblume1,50
WCentaurea pannonicaPannonische Flockenblume3,50
WHeracleum sphondyleumWiesenbärenklau0,50
WCichorium intybusWegwarte4,00
KFoeniculum vulgareFenchel12,00
WAlthea officinalisEibisch2,00
WGalium verumEchtes Labkraut1,00
WLeonurus cardiacaHerzgespann3,00
KMedicago sativaLuzerne3,00
WTanacetum vulgareRainfarn3,50
KSalvia sclareaMuskatellersalbei1,50
WVerbascum nigrumSchwarze Königskerze0,50
   100,00

Biodiversität im BiogasBlühfeld
Ergebnisse aus der Praxis

Da nach Etablierung des Veitshöchheimer Hanfmixes kaum Arbeitsgänge vorgenommen werden müssen, bleibt der Bestand weitestgehend ungestört, was zahlreiche Tierarten zu schätzen wissen. Die Ernte erfolgt nicht vor Mitte Juli erfolgt, so dass auch die Ruh- und Setzzeiten nicht gestört werden. Insekten profitieren zudem dem langen und vielfältigen Blütenangebot, Vögel von der strukturreichen Vegetation. Der Boden ist ganzjährig bedeckt und so optimal geschützt. 

Insekten

  • 158 Wildbienenarten nachgewiesen
  • davon 49 Arten auf der Roten Liste Bayerns bzw. Deutschlands, zwei davon sind in Bayern sogar als vom Aussterben bedroht
  • Nistplätze von Hummeln 
  • 14 Schwebfliegenarten nachgewiesen
  • 388 Schmetterlingsarten auf den Blühflächen nachgewiesen, davon 57 Arten auf der bayerischen bzw. deutschen Roten Liste

Quelle: Mandery et. al 2020 und 2021

Vögel

  • insgesamt 40 Vogelarten nachgewiesen
  • zahlreiche Rote Liste Arten, z.B. Bekassine, Bluthänfling und Neuntöter
  • Brutplatz für Vogelarten der Feld- und Hochstaudenflur, sowie von Heckenstrukturen, z.B. Dorngrasmücke, Blaukehlchen und Sumpfrohrsänger
  • Winterversteck für das Rebhuhn

Quelle: Schwarz, 2020

Boden

  • 3,3 x so viele Regenwürmer wie in benachbarten Maisäckern
  • 69 Laufkäferarten nachgewiesen
  • intensive und tiefe Durchwurzelung des Bodens
  • sehr gute Mykorrhizierung, hohe Artenzahl an Pilzen und Bakterien
  • Schutz vor Erosion, auch über den Winter
  • hervorragend insbesondere auch für Wasserschutzgebiete, da geringe Nitratwerte

boden:ständig

Seit 2015 engagieren wir uns für Wasserrückhalt und saubere Gewässer. Im Rahmen des Projektes boden:ständig helfen wir Landwirtschaftsbetrieben, Kommunen und Wasserversorgern dabei, gemeinsame Lösungen zu schaffen. Denn nur gemeinsam schaffen wir es, unsere Landschaft für Trockenheit und Starkniederschläge zu wappnen. So wurden zum Beispiel Versickerungsteiche zur Reduktion von Nährstoffeinträgen in Aubstadt und Herbstadt geschaffen und die Gewässerqualität des Sulzfelder Badesees unter anderem durch Gewässerrandstreifen erheblich verbessert.

Logo boden:ständig

Grünes Band

Nicht weit von uns verläuft die ehemalige deutsch-deutsche Grenze, ein grüner Korridor für zahlreiche Wildtiere quer durch Europa. Wir sind Partner für das Naturschutzprojekt „Quervernetzung Grünes Band“ und arbeiten gemeinsam mit dem BUND Naturschutz daran, das Grüne Band an bedeutende Biotope anzubinden. Dabei entwickeln wir Tools und Konzepte, wie Naturschutz in die Landschaft getragen werden kann. Im Mittelpunkt stehen dabei auch ökonomische Berechnungen, um Naturschutz für Landwirte attraktiv zu machen.

Logos Projektpartner Grünes Band

Solitärbäume

3.500 gepflanzte Solitärbäume im Landkreis Rhön-Grabfeld 100%

Projektlaufzeit: 2021-2025

Bäume in der Feldflur sind überaus sinnvoll. Im Zuge des Klimawandels, der mit Erosion, Trockenheit und heißen Sommertagen einhergeht, lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit, als Bäume noch selbstverständlich zur Agrarlandschaft dazugehörten. Denn Bäume sehen nicht nur toll aus, sondern bringen maßgeblichen Nutzen mit sich, der in Vergessenheit geraten ist: an Wegen und auf Viehweiden geben Bäume Schatten, als Baumreihen dienen sie als Wind- und Erosionsschutz und liefern zudem Feuer- und Wertholz.  Außerdem tragen sie wesentlich zum Biotopverbund bei. Gerade in der freien Feldflur sind sie wichtiger Rückzugs- und Lebensraum für zahlreiche Tier- und auch Pflanzenarten. Und nicht zu vergessen: ihre Wirkung auf das Landschaftsbild.

Karte des Landkreises

Aus diesem Grund haben wir gemeinsam mit dem Bund Naturschutz in Bayern das Projekt Solitärbäume gestartet und in den letzten dreieinhalb Jahren 3.500 Solitärbäume in die Landschaft des Landkreises Rhön-Grabfeld gebracht. Unterstützt wurde das Projekt auch von lokalen Unternehmen und Akteuren. Zahlreiche Menschen, manchmal ganze Dorfgemeinschaften pflanzten landschaftsprägende Alleen und Baumreihen, wirkungsvolle Einzelbäume und kleine Baumgrüppchen, etwa an Bildstöcken und Bänken. Wichtig war dabei immer, die landwirtschaftliche Nutzung der Feldflur mitzudenken, so dass eben keine Bewirtschaftungshindernisse entstehen, sondern sich die Bäume in die Feldflur integrieren.

Potentielle Baumstandorte in der Feldflur

Gewässerrandstreifen

Auf den 5m breiten Gewässerrandstreifen ist kein Ackerbau erlaubt. Bäume beschatten Gewässer und bringen Mehrwert (z.B. Windschutz) > feuchtigkeitsverträgliche Baumarten

Ruheort Baum

Im Sommer sind schattige Rastplätze entlang von Freizeitwegen Mangelware. Das lässt sich ändern. > großwüchsige Obstbaumarten wie Kirsche oder Birne, auch heimische Laubbaumarten.

Weidebaum

Auf Viehweiden entwickeln sich Solitärbäume zu einem willkommenem Schutz vor Wind und Wetter. >hochwüchsige Bäume wie Eiche, Walnuss, Weide oder Linde (Verbissschutz beachten)

Eh-Da-Flächen

Kleine, ungenutzte Eckchen in der Landschaft werden Eh-Da-Flächen genannten. Sie eignen sich – genauso wie schwierig nutzbare Feldecken – hervorragend zur Pflanzung von Solitärbäumen.

Allee oder Baumreihe

Alleen oder Baumreihen schützen vor Sonne, Wind und Verdunstung und bereichern das Landschaftsbild. >hochwüchsige Baumarten, Hochasten nicht vergessen, Ausrichtung Nord-Süd

Bildstöcke etc.

Solitärbäume machen die tägliche Umgebung und Heimat lebens- und liebenswert – zum Beispiel neben Bildstöcken, auf kleinen Anhöhen in der Feldflur, an Kreuzungen. >hochwüchsige Baumarten wie Eiche, Linde, Walnuss oder Birne.

Bei Standorten in der Feldflur sollte immer die Landbewirtschaftung mitgedacht werden. Daher sollten an entsprechenden Stellen nur hochwüchsige Bäume gepflanzt werden, die hochgeastet werden können, da z.B. Traktoren oder Mähdrescher mind. 4 m Höhe benötigen. Zudem gilt es entlang von Feldrändern die Bewirtschaftungsrichtung zu beachten, so dass die Bäume beim Wenden nicht zum Hindernis werden. Nur so bleiben die Bäume auch langfristig erhalten.

  • mindestens 2 m Abstand zu benachbarten Grundstücken (AGBBG Art. 47 (1))
  • mindestens 4 m Abstand zu benachbarten landwirtschaftlichen Grundstücken (AGBGB Art. 48)
  • mindestens 4,5 m zu Land- und Kreisstraßen (je nach zugelassener Höchstgeschwindigkeit)
  • zu anderen Bäumen 8-12 m Abstand halten

Im Herbst gepflanzte Bäume können über den Winter bereits erste Wurzeln ausbilden, während sie noch keine Blätter versorgen müssen. Daher sind sie für den nächsten Sommer schon besser gewappnet. Im Projekt wurde daher fast ausschließlich im November gepflanzt. Trotz der kalten Jahreszeit trafen sich die Menschen vielerorts als Verein, Familie oder Dorfgemeinschaft, um gemeinsam zu pflanzen. Bäume und Materialien wurden an der zentralen Abholstelle bereit gestellt:

 

  • Baumsetzling von guter Qualität (nicht zu groß, maximal 6-8 cm Stammumfang für schnelles Anwachsen)
  • zwei Pflanzzpfähle, am besten aus haltbarer Robinie
  • Verbisschutz aus natürlichen Materialien
  • Stammschutzfarbe gegen thermische Rindenschäden und Sonnenbrand
  • Anbindung
  • ggf. Estrichmatte als Biberschutz und Draht als Schutz vor Wühlmäusen

Eine Pflanzanleitung finden Sie hier. Ganz wesentlich ist es, Bäume niemals zu tief zu pflanzen. Sie können einen Baum nicht zu hoch pflanzen, zu tiefes Pflanzen jedoch führt zu kümmerlichem Wuchs.

Die Wahl der Baumart ist entscheidend. Großfrüchtige Baumarten wie Apfel und Birne brauchen einen regelmäßigen Pflegeschnitt. Walnuss, Wildobst und heimische Laubbaumarten benötigen dies nicht. Nach dem Pflanzen ist es hier dennoch wichtig, die Bäume hochzuasten, um lange, astfreie Stämme zu haben, so dass landwirtschaftliche Maschinen darunter hindurch fahren können.

Außerdem, damit all die Arbeit umsonst war:

  • Die ersten 2-3 Sommer 1 x monatlich mindestens 50-80 l pro Baum wässern, damit der Baum anwächst
  • Baumscheibe die ersten 2-3 Jahre unkrautfrei halten, um die Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe zu vermeiden
  • Nach spätestens 5 Jahren sollten die Hilfsmittel, also Kokosstrick, Verbissschutz und Pflanzpfähle, entfernt werden. Andernfalls kann beispielsweise die Anbindung in den Baum einschneiden und ihn beschädigen

Eine Anleitung zu Schnitt und Pflege finden Sie hier.

Es besteht vielerorts die Befürchtung, dass Baumpflanzungen zu Landschaftselementen deklariert und mit einem dauerhaften Beseitigungsverbot belegt werden könnten. Dies trifft jedoch nicht zu, so lang es sich um die Pflanzung von Obst- und Schalenfruchtbäumen handelt, oder die Pflanzungen nicht die Definition eines Landschaftselements erfüllt (weniger als 5 Bäume in einer Reihe zuzüglich beliebig viele Obst-/Schalenfruchtbäume)

Obstbäume lassen sich auf vielfältigste Weise nutzen. Im Landkreis gibt es mehrere Keltereien, wo Sie sich Ihren eigenen Saft pressen lassen können, selbst wenn Sie nur einen oder wenige Bäume besitzen:

Eine weitere Möglichkeit ist, das Obst gegen Bezahlung oder Wertgutscheine abzugeben.
Möglichkeiten in der Region bietet hierfür beispielsweise die Kelterei Söder in Sandberg
Josef-Goebel-Eiche

Was uns im Projekt wichtig war:

  • die Baumart muss zum Standort passen (auch hinsichtlich Pflegebedarf)
  • jeder darf mitmachen, keiner muss
  • die Bäume stehen in der Feldflur, werden aber nicht zum Bewirtschaftungshindernis
  • gute Beratung und intensive Betreuung
  • Gemeinschaft

In unserer Broschüre finden Sie Infos zu Pflanzung und Pflege, sowie alle Projektergebnisse

Keyvisual Solitärbäume
Unterstützer Projekt Solitärbäume